Lokale Plattform für den Handel
Die Softwareschmiede "isential" will einen virtuellen Marktplatz für Trossingen entwickeln
Die Softwareschmiede "isential" ist in dieser Form gerade einmal ein Jahr alt und will nun in Trossingen einen virtuellen Marktplatz für den Handel erstellen. Entsprechende Gespräche soll es mit der Werbegemeinschaft "Trossingenactiv" und dem Gewerbeverein geben.
Eigentlich hat Isential schon ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel, ist das Unternehmen doch hervorgegangen aus dem ISE – Büro- und Software-Service, beheimatet in Trossingen und Pfullingen. Das Softwarehaus gibt es seit 1990 und wurde von René Ketterer Kleinsteuber gegründet. Im Mai des vergangenen Jahres gab es dann die Umbenennung und mit dem Umzug ins Werk 8 hat das Unternehmen quasi einen Neustart hingelegt.
Ketterer Kleinsteuber ist bundesweit bekannt geworden als scharfer Kritiker der Rundfunkgebühren und hat damit gezeigt, dass er mit viel Courage gegen die "Großen" vorgehen kann. Der in Chile aufgewachsene IT-Fachmann schrieb in den späten 70er-Jahren seine ersten Programme, war dann in Furtwangen einer der ersten Informatik-Studenten und blieb dann in Trossingen hängen.
Lange Jahre tüftelte er im Home Office an ERP-Systemen mit integrierter Finanzbuchhaltung, Qualitätssicherungssoftware, Cloud Computing und vielem mehr. Verlagshäuser zählen ebenso zu seinen Kunden wie die Chemieindustrie. Das Metier bringt es mit sich, dass solche Dienstleistungen auch im ländlichen Raum ersonnen werden können, um dann in aller Welt zum Einsatz zu kommen. Nun haben Ketterer Kleinsteuber und sein Kollege, Marketingexperte Thomas Gänsslen, neue Pläne: Sie wollen verstärkt auch in der Region Fuß fassen und planen, mit diesen Vorhaben in Trossingen zu beginnen. Wieder geht es gegen die Großen: Dieses Mal heißen sie allerdings nicht ARD und ZDF, sondern Amazon, Zalando und Co.
isential will einen lokalen Internet-Shophandel hochziehen und dafür die Trossinger Geschäftswelt gewinnen. "Für kleines Geld", so der Trossinger, hat er vor, eine InternetPlattform zu schaffen, auf der Händler mit jeweils individuell gestaltetem Internetauftritt ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten können. Im Gespräch mit der Werbegemeinschaft soll nun ausgelotet werden, ob von Händlerseite ein solcher Bedarf gesehen wird. In einem zweiten Schritt, so die Vorstellungen Ketterer Kleinsteubers und Gänsslens, werde er sich dann an den Gewerbeverein wenden – wohl wissend, dass es einer gewisser Anzahl von Teilnehmern bedarf, damit eine solche Pattform überhaupt genutzt wird. "Wir müssen alte Gewohnheiten aufbrechen“, so die Maßgabe Ketterer Kleinsteubers für diesen Versuch.
Die verstärkte Hinwendung zum regionalen Markt hat für isential auch damit zu tun, dass das Unternehmen im "Werk 8" repräsentative Räumlichkeiten gefunden hat und so auch auf 140 Quadratmetern in der Lage ist, Kundschaft zu empfangen und fortzubilden.
"Ich war lange auf der Suche nach solchen Räumlichkeiten", sagt Ketterer Kleinsteuber, bevor er im ehemaligen Gewerbepark Achauerstraße fündig wurde. Dort hat die Trossinger Wohnbau bekanntlich Büroräumlichkeiten für Softwarefirmen und andere Startup-Unternehmen geschaffen. Kleinere Büros und gemeinsam nutzbare Konferenzräume zählen zum Konzept. Bei der Vorstellung der neuen Pläne gerät Ketterer Kleinsteuber ins Schwärmen und spricht von neuen Möglichkeiten wie jene, für die Firmen den Versand zu übernehmen. Sein Kollege Gänsslen lächelt: "Das ist noch Zukunftsmusik", sagt er. Doch der Firmengründer beharrt: "Wenn man aufhört zu träumen, kann man gleich aufhören."
"Internetsicherheit wird ein ganz großes Thema"
Beim Blick auf die Sorglosigkeit vieler Unternehmen in Sachen Datensicherheit, ist René Ketterer Kleinsteuber fassungslos. "Bei uns ist nichts zu holen": Diesen Satz hört er nach eigenem Bekunden immer wieder und hat natürlich viele Gegenargumente parat. Cyber-Kriminelle nehmen heute nahezu jedes Unternehmen ins Visier – unabhängig von Größe und Produktportfolio.
Ketterer Kleinsteuber berichtet von einem Unternehmen aus Trossingen, bei dem er eben jene Sorglosigkeit angetroffen habe. Keine acht Wochen später dann die Nachricht: "Das Unternehmen musste alle Verbindungen kappen", so Ketterer Kleinsteuber, weil Unbekannte das Firmennetzwerk gehackt hatten, die Adressbestände ausfindig machten und wild Spams mit Viren an die Kundschaft verschickten. "Viele glauben, dass es nur die Großen trifft", so Ketterer Kleinsteuber. Das sei jedoch ein Trugschluss.
isential unterstützt Firmen beim Schutz vor Angriffen und hilft, Bedrohungen und Risiken frühzeitig zu erkennen, diese zu analysieren und ihnen entgegen zu wirken.
Vor dem Hintergrund des NSA-Skandals finde derzeit ein Umdenken in der Wirtschaft statt, diagnostiziert Ketterer Kleinsteuber. Um die Entscheider zu sensibilisieren, führt Isential auch Schulungen in den Räumlichkeiten im Trossinger „Werk 8“ aus.